Nini's Welt

Wieder da…

Also ? für alle, zu denen es noch nicht vorgedrungen ist ? ich bin doch nicht mehr in München. Meinen Aufenthalt dort habe ich bereits nach dem 1. Tag gedanklich auf ?so kurz wie möglich? dezimiert. Der Grund war sicherlich nicht das Apartment im Arabella Sheraton in Bogenhausen, das ich mir freundlicherweise von meinem Medi-Learn-Schnittchen ausleihen durfte. Nach Hause kommen in eine Marmorhalle, in der man von allen Leuten am verlottertsten angezogen ist, alles megaschick ist, man mit dem Aufzug genauso zu seiner Etage wie auch zum Swimmingpool fährt ? das ist schon echt mal was anderes.
Es fing auch alles ganz aufregend an ? 1 Stunde unfreiwillige Stadtrundfahrt durch München, in der ich schon alle wichtigen Sehenswürdigkeiten abgeklappert habe und dann durch meine für mich persönlich unschlagbare Orientierungsgabe ohne Kartenhalter doch irgendwie zum Hotel finden, das war schon mal die erste Prüfung. Dann dieses Apartment mit dunklem Parkett, totem Tier unterm Wohnzimmertisch und allem Luxus den ich nicht habe ? gut, und dieses Apartment mit ca. 20 kg Dreckwäsche weil echte Junggesellenbude. Drei verschiedene Garnituren Dessous habe ich beim rein oberflächlichen Aufräumen gefunden ? drei unterschiedliche Konfektionsgröße und im Bad auf dem Fußboden dazu passend mindestens drei verschiedene Haarsorten, pfui ? aber schwarzhaarig wurde offensichtlich bevorzugt. Nun ja.
Jedenfalls als ich dann am nächsten Morgen dort in der Privatklinik auftauchte und erstmal an zwei Instanzen vorbeimussten, ehe ich mich in die üppige Warteledercouch fallen lassen durfte, da fand ich das ganze ja schon mal recht komisch. Da war alles mit edlem Holz, indirekte Beleuchtung, schicker Teppich, dezente Musik, Börsensendungen auf mehreren Fernsehern, wie gesagt mehrere fette bonzige Ledercouchgarnituren und dazwischen ein vermutlich aus Mahagoni bestehender Tresen mit wechselnder Besetzung ? jedenfalls waren es immer junge hübsche Mädels, die man grad so für die Vogue fotografieren hätte können. Und für die Gäste gab?s dann auch den Quotenneger, der Schnittchen, Gebäck und Getränke an die wartenden Patienten gereicht hat ? und gentlemanlike auch jedem das passende angenehme Gespräch reingedrückt hat. Neben einigen Europäern war die Hauptklientel eindeutig aus dem arabischen Einzugsraum ? Männer mit ihren 10000 bis zur Nase vermummten Weibern im Schlepptau. Aber kein Problem ? denn jeder Patient hat ja dort dann nach kurzer Wartezeit eine persönliche seiner Sprache mächtigen Betreuerin bekommen, die ihn dann bei allen Untersuchungen mit ihrem schicken kleinen schwarzen Pradakostümchen und den Highheels begleitet. Das Treiben konnte ich mir dann auch in betreffender prollprotziger Ledercouch zwei Stunden lang betrachten, da in dieser Klinik kein Mensch wusste, was er mit mir anfangen sollte. Nach 2 Stunden war mein Fluchtimpuls so übermächtig, dass ich nochmals nachfragte. Da hieß es, man würde sich darum kümmern und mich dann anrufen.
Nach einem kurzen Gespräch mit meinem Wohnungs- und Famulaturvermittler hatte ich 1. selbigem klargemacht, dass sich bei mir alles gegen ein Praktikum dort sträubte und ich außerdem nicht wüsste, was da bitteschön für mich zu tun sein sollte, 2. bekam ich von ihm die Information, dass mein Job der Pradakostümchenjob bzw. der medizinische Hostessen-Job gewesen wäre ? diese beiden Punkte vereinigten sich dann zu meinem Beschluss, dass ich das auf keinen Fall einen Monat machen wollte, so günstig die Gelegenheit München auch sein mochte.
Dummerweise rief die Klinik kurz darauf an und teilte mir mit, ich könnte am nächsten Morgen mit dem Klinikchef in den OP. Also bin ich am nächsten Morgen noch mal dahin gedackelt und hab dem Chefe einfach höchstpersönlich gesagt, dass das alles nicht meinen Vorstellungen entspricht. Die Woche hat?s dann natürlich erstmal nur in Strömen geschifft ? das Schicksal liebt mich halt. Trotzdem konnte ich mich dann meist mittags dazu aufraffen, mir das Pflichtprogramm reinzuziehen. Deutsches Museum, Frauenkirche, Viktualienmarkt, neues Rathaus, Hofgarten, Stacchus, Englischer Garten und einen Haufen Kirchen.
Und obwohl ich am Ende der Woche auch das Glück hatte, die Sonne über München zu sehen: Die Stadt gefällt mir nicht. Es hat zwar tolle Bauwerke und Sehenswürdigkeit, aber für meinen Geschmack regiert das Geld in München zu sehr. Und ich mag das Klima nicht, es ist immer ein bisschen stickig.
Jedenfalls bin ich jetzt wieder in der Gegend, wo ich nicht ständig in die falsche Richtung laufe, weil ich mich nicht auskenne. Glücklicherweise kann ich bei meinem Hausarzt eine verkürzte Famulatur machen, nebenbei bin ich wie blöd am Wohnungsuchen. Ich brauch mal dringend eine äußere Veränderung, und die Wohnung ist überfällig. Vielleicht hilft mir der Ortswechsel auch dabei, mich mal ein wenig zu entspannen, was mein Seelenleben angeht. Fühle mich im Moment nicht so gut als unfreiwilliger Eremit, wäre gut das mal langsam akzeptieren zu können.
Naja, glücklicherweise hat es wenigstens gutes Wetter, nicht auszudenken, wenn?s jetzt hier auch noch regnen würde?

Dienstag, 30. August 2005, 18:33 Uhr, abgelegt unter Allgemein.

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