So! Endlich haben wir wieder Anschluss an die multimediale Welt des Internet. So, bei unserer letzten Berichterstattung befanden wir uns noch im Freudentaumel der wunderschoenen Unterkunft und des Sonnenscheins. Nun, am naechsten morgen erhielten wir einen Daempfer. Die Sonne hatte mit dem Regen abgeklatscht, und der Nebel, der alte Haudegen, hatte sich auch noch angeschlossen. Wir wollten jedenfalls in einer Jugendherberge uebernachten, die etwas mehr als 20 km entfernt und mehr als 35 Betten zu bieten hat. Zur Sicherheit! Die ersten 2 Jugendherbergen am Fusse der den ganzen Weg saeumenden Gletscherzungen liessen wir also sausen. Viel zu nah, viel zu klein, sicher viel zu voll mit Gletschertour-willigen Touristen – dachten wir! Nun, auf dem Weg ereigneten sich trotz Regenwetters noch einige Highlights – zum Beispiel besuchten wir einen Gletschersee, der noch ein wenig pitturesk in seinem Eis-Regen-Gewand anmutete. Immerhin! Pitturesk, diese schwimmenden Mini-Eisberge. Meiner Ansicht nach rueckblickend auf diesen Tag war aber viel lohnender unser Besuch in der Landesbanki. Die Landesbanki erleichterten meine Mutter und ich naemlich um etwas Unverkaeufliches. HA! Wer jetzt an einen Bankueberfall gedacht hat, 1+1 zusammen zaehlenderweise unseren Computerstandort im Kittchen vermutet – den muss ich enttaeuschen. Mit allerhand mir naturgegebenem Charme (einige von euch werden sich nun sicher fragen, von welchem Charme ich da ueberhaupt spreche!) ueberzeugte ich die Kassiererin in der Bank davon, dass ich eine grossgewachsene 10jaehrige sei und deshalb dringend eine der ausgestellten Kinderspardosen, die dem Kopf eines Eichhoernchens mehr als nur aehnelten, benötigte, um meine sauer vom Taschengeld abgesparten Krönchen darin zu versenken. Und tatsaechlich – die hat so ne laecherliche Kinderspardose rausgerueckt!
Nun, ihr seht, wenn eine Eichhoernchenspardose das Ereignis des Tages gewesen ist, kann der nicht so toll gewesen sein. Um es kurz zu machen – wir fuhren bis zur viele Kilometer entfernten Jugendherberge Hvoll, die laut Informationen 70 Betten zu bieten hatte. Wir konnten uns absolut nicht vorstellen, dass die alle mittags um 4 schon besetzt sein sollten. Waren sie aber! Alle. Sagte die freundliche Frau in der Rezeption sich wortreich bei uns entschuldigend. Das Gespraech war lang, aber wir wollen es euch nicht vorenthalten. Wir: “Are there 2 beds left for us tonight?” Sie: “No.” Wir: “No beds? Really?!” Sie: “No.” Nun, dann gingen wir. Das naechste Kaff war 30 Kilometer weiter, da dachten wir natuerlich, dass das alles gar kein Problem sein duerfte bei so vielen Gaestehaeusern. HA! Kein einziges verdammtes Mistgaestehaus oder Hotel in der ganzen Gegend hatte auch nur noch ein lausiges Kaemmerchen fuer uns uebrig. In der Touristinformation warteten wir vergeblich auf Beratung, da der Berater gleichzeitig auch noch Tankwart, Kassierer und Gastronom dieses Etablissements war. Nun gut – in dieser Notlage warfen wir den Geiz und den Stolz eines freien Reisenden ueber Bord und…wir versuchten telefonisch zu resevieren! Ja es ist wahr!
Horrende Telefongebuehren nicht scheuend telefonierte ich mit der 70 km entfernt liegenden Jugendherberge Vik. Die hatten wenigstens ein Kaemmerchen im Angebot – wie “Kaemmerchen” das Kaemmerchen war sahen wir spaeter. Erstmal trat der Gasfuss in Aktion, damit wir wenigstens noch irgendwas erhielten. In dem wirklich malerischen Doerfchen Vik angekommen, fanden wir ausser ploetzlich stoppendem Regen auch schnell die Jugendherberge und eine deutsche Aussteigerin, die uns zu unserer Unterkunft lotsen sollte. Hm, komisch, nicht in dem JH-Gebaeude? Verdaechtig, nun – tatsaechlich fuehrte sie uns zu einem relativ heruntergekommenen Haus im Ort, fuer das es keine Schluessel gab. Alles offen, auch das Zimmer, das aus Einbauschrank, Fussboden, Jalousie, Heizung, einem Bettgestell und 2 Matratzen bestand. Nunja, in der Not frisst der Teufel Fliegen! Die gabs da wenigstens zum Glueck nicht. Auch kein Kochgeschirr in der Kueche, aber was soll man auch von Leuten erwarten, die ihr Leben mit einem nicht eingestoepselten Kuehlschrank bewaeltigen koennen. Die brauchen sowas wie Pfannen oder Toepfe natuerlich nicht. Auch festgeschraubte Klodeckel werden ueberbewertet. Hach, das einfache Leben ist so erfrischend!
Wenigstens hat Vik einen immens imposanten schwarzen Lavastrand, pittureske Felsen und einen “Deutsche Gedankstein” zu bieten. Bier gabs auch, unser harter Stoff war auch noch nicht alle – also was will der Mensch mehr!
Sonne zum Beispiel, die wir uns nach so einem Misttag auch wirklich verdient hatten! Und die schien doch tatsaechlich auch fast den ganzen Tag so doll, dass man sich fast einen Sonnenbrand haette holen koennen. Wir waren ausgiebig am Strand und auf den Felsen, die Vik zu bieten hat. Sehr pitturesk, wir koennen uns immer nur wiederholen! Ueberall die niedlichen Papageientaucher, zu Englisch auch Puffins genannt, und die gigantischen Felsen – bei schoenem Wetter schon echt ein Highlight!
Ach, hatte ich erwaehnt, dass die Spiessigkeit uns sogar so weit getrieben hatte, gleich fuer den folgenden Tag die Jugendherberge auszumachen, als wir im Bettennotstand waren? Tja, das hat sich ausgezahlt, denn unsere naechste Jugendherberge Skogar lag tatsaechlich so gut, dass man beim Essen auf einen der beruehmtesten Wasserfaelle Islands blicken konnte. Das 6er Zimmer war sicherlich suboptimal, dafuer war es aber auch viel viel besser als eine potentielle Nacht im Toyota Yaris! Die Spiessigkeit nahm kein Ende, bereits gestern ordeten wir sogar unter Zurhilfenahme einer Landkarte eine weitere Uebernachtungsmoeglichkeit! Ha! Fantastisch oder? Heute morgen hat es naemlich schon wieder geschifft ohne Ende, und so konnte man sich wenigstens in Anbetracht der Tatsache, dass die Unterkunft gesichert ist, entspannen. Vor der Abfahrt waren wir noch in einem Heimatmuseum mit Freilichtteil. So schoene restaurierte Klischee-Grassodenhoefe, alte Gebaeude mit Interieur wie frueher bei Nonni und Manni. Richtig fein. Nun, und jetzt nach mindestens 50 Kilometer nur Rollsplit- und Schotterpiste mitten durch die Pampa, wo noch nicht mal Strommasten stehen und man Tiere noch nicht mal wenn mans drauf anlegt ueberfahren kann, weil keine da sind, sind wir in Grindavik (ganz im Sueden und ganz im Westen)angekommen. Das Gaestehaus ist super gut, sauber und total gut ausgestattet. Aber der Ort/das Kaff/die Stadt? kann gar nichts, ausser einen ans Ghetto (so wies Waldtal in Marburg) erinnern und nach Fisch riechen. Aber Bier gibts hier auch! Und deshalb ist alles supi. Morgen gehn wir schoen den ganzen Tag in die blaue Lagune, schauen Brooke Shields beim Baden zu und schmieren uns Schlamm ins Gesicht. Ja, das wird fantastisch.
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