Nini's Welt

Heute ist Donnerstag…

Tja, heute ist ein weniger erfolgreicher Tag. Wahrscheinlich war das der Preis für das bessere Wetter. Heute habe ich aufgrunddessen, dass ich ein Schisser bin, keinmal erfolgreich Blut abgenommen – ich bohre halt nicht gerne.

Infolgedessen traute ich mich natürlich auch nicht, den Leuten dann auch noch eine Braunüle zu legen (man bedenke, das hat auch noch nie vorher geklappt). Was solls, ich werde die Ärzte darum bitten, mich in Zukunft dazu zu zwingen.

Ansonsten habe ich wieder eine Darmspiegelung mitverfolgt, diesmal bei einer Oberschickse mitten in den Wechseljahren. Ich fand, die Frau hat für ihren niedrigen Puls ein bisschen zu viele Schmerzensschreie losgelassen. Die andere zuschauende Famulantin meinte aber danach, dass sie im Gegenteil fände, dass sie die von mir als “Schreie” deklarierten Laute im Vergleich zu anderen Patienten doch schon eher fast als Stöhnen bezeichnen würde…Gut, ich will der Frau jetzt mal nicht unterstellen, dass sie die Darmspiegelung angemacht hat, aber es klang tatsächlich ein bisschen so…

Dann sind mir ein paar Verbindungen innerhalb der Klinikhirarchie aufgefallen. Besser Spannungen zwischen bestimmten Kollegen oder Statusdenken von anderen. Der Chef mag Privatpatienten sicher nicht ohne Grund länger da behalten. Naja, ist ein wenig mit Vorsicht zu genießen, nicht so charmant und sympathisch wie auf den ersten Blick gedacht jedenfalls.

Gleich werde ich vielleicht noch mit der Frau, die schon auf der Schwelle zum Jenseits steht, versuchen bis zum Meer zu laufen. Sie will es ja doch so gerne noch einmal sehen. Und heute abend gehe ich mit ein paar anderen Famulanten etwas trinken in Westerland…

Was am Mittwoch passierte….

…war nicht viel. Nunja. Wer haette das gedacht. Von

drei Blutentnahmen sind mir zwei geglueckt, und beim

dritten Patienten hats nach den anderen ebenso

erfolglosen Famulanten auch erst der Stationsarzt

geschafft. Kein Beinbruch also. Dann das uebliche -

Visite gleich mehrmals am Tag. Nichts interessantes,

ausser dass ein paar Patienten langsam anfangen, mit

mir warm zu werden. Ist doch schoen wenn man sehen

kann, dass sich ein trauriges Gesicht aufhellt, wenn

man den Raum betritt.

Ansonsten habe ich gestern die ganzen Sachen gemacht,

die eigentlich jeder machen koennte, nur dass sie nicht

jeder machen darf. Zich intravenoese Spritzen – was ja

nun wirklich keine Kunst ist, wenn der Patient sowieso

schon eine Kanuele im Arm hat. Und einen Tropf an und

abhängen kann ja nun auch jeder. Den sogenannten

Schellong-Test habe ich gemacht (den auch wieder jeder

Laie hinkriegen koennte) – eine suesse kleine 92-jaehrige

Omi mit Nagellack, Seidenblueschen, Bernsteinklunkern,

Lippenstift und perfekt gestylter Frisur war das

Opfer. Da man aber bei diesem Test sowieso nichts

anderes macht, als alle zwei Minuten Blutdruck und

Puls zu messen – nach dem Aufstehen und dann wieder im

Liegen – war das kein Problem. Die andere Frau, mit

der wir diesen Test machen sollten, war dagegen schon

eher ein Problem. Ein Monsterweib, wuerde ich mal

sagen, mit einem gigantischen Nabelbruch – ihr Gewicht

verhinderte leider, dass wir ihr ueberhaupt aus dem

Bett helfen konnten. Arme Menschen liegen da schon.

Ein Mann, bei dem gerade Darmkrebs mit Metastasen in

Leber und Lunge festgestellt wurde, faengt immer

beinahe zu weinen an, wenn sich die Visite wieder bei

ihm verabschiedet. Eine sehr junge Patientin mit ihren

vielleicht 45 Jahren hat Metastasen in der Leber,

deshalb den ganzen Bauch voll mit Fluessigkeit und ist

gelb am ganzen Koerper. Die sagt immer, dass sie doch

nur noch mal das Meer sehen moechte. Schon relativ

tragisch.

Um uns schoeneren Themen zuzuwenden – gestern hab ich

zum ersten Mal einer Darmspiegelung beiwohnen duerfen.

Der arme Mann musste bald eine halbe Stunden in seinem

Kittelchen da liegend auf den Arzt warten. In der Zeit

hab ich mit den MTAs ueber Wohnungen auf Sylt

getratscht und festgestellt, dass das kein Mensch

bezahlen kann, hier auch nur eine Wohnung zu mieten.

Naja, jedenfalls tat mir der Patient dann ja doch

leid, weil irgendwie das Betaeubungsmittel nicht so

schnell gewirkt hat, wie es sollte. *raeusper* Er hats

aber ueberstanden…

Gestern war ich auch noch im Lister Hafen, weil dort

das russische Schulschiff “Mir” lag. Ein Dreimaster,

der aber unspektakulaer weit draussen lag. Und ich

wollte mich dann auch nicht mit den 100000000

sensationsgeilen Leuten darum schlagen, den Matrosen

mal die Hand zu schuetteln und ein Foto von ihnen zu

machen. Wozu auch. Da bin ich lieber nochmal an den

Weststrand gefahren, wo dann endlich einmal gewohntes

Sylt-Feeling aufkam. So ein Sonnenuntergang auf der

Insel ist eben einfach schoen, und deshalb fahr ich da

heute wieder hin.

So, und jetzt gehe ich fruehstuecken!

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Die ersten Schritte der ersten Famulatur….

Heute ist Mittwoch, und es ist noch nicht einmal 7 Uhr. Unfassbar, dass ich Nachtschwärmer schon so früh wach und noch dazu fit bin – aber gefeiert bzw. “gesumpft” hab ich ja auch nicht.
Eigentlich bin ich für diese wenigen Minuten am Computer relativ dankbar, weil ich so meine Ruhe habe. In der Jugendherberge gibts da nämlich reichlich wenig von, um nicht zu sagen gar keine. Ich wurde auf ein 6-Bett-Zimmer verteilt, das ich zwischendurch sogar noch einmal wechseln muss. In diesem Zimmer ist leider mindestens eine bislang noch nicht identifizierte Schnarcherin, die den Nachtschlaf sehr unerholsam gestalten kann, besonders wenn man sowieso schon wieder um 6 Uhr aufstehen muss. Außerdem ist immer eine von meinen Zimmerkumpaninnen “daheim” – das heißt: Null Privatsphäre. Ich will mal lieber gar nicht erst anfangen von den Milliarden von Schulklassen, die zur Zeit in der Jugendherberge untergebracht sind. Die hatten gestern auch noch Teenie-Disco. Ich habe ein paar 10-jährige “Girls” beobachten dürfen, wie sie sich geschminkt haben in ihren ultrakurzen Röckchen bzw. eher breiten Gürteln. In dem Alter verwendet man aber anscheinend vorwiegend noch Lila und Hellblau. Der pinke Lipliner darf auch in dieser Altersklasse nicht fehlen. Nunja. Die Disco ging jedenfalls nach der Sperrstunde (ab 23 Uhr schließen alle Türen) noch munter auf den Zimmern weiter – warum in aller Welt bauen die eigentlich keine schallisolierten Wände bzw. Böden in Jugendherbergen ein?! Immerhin schmeckt das Essen gut und man muss sich vor den Duschen nicht ekeln.
Tja, und hier in der Klinik bin ich das unwissende Küken. Außerdem habe ich bereits jetzt – auch wenn ich mich sogar noch verlaufe und alles chaotisch finde – den leisen Verdacht, dass 1. hier nicht viel zu lernen ist und 2. die innere Medizin nicht das ist, was ich später mal machen möchte.
Die Ärzte und überhaupt das gesamte Personal sind sehr nett, aber trotzdem gibt es hier einfach nicht viel zu sehen. Ok, es gibt ein Schlaflabor, dessen leitende Ärztin auch gestern versucht hat, die Grundlagen der Schlafmedizin rüberzubringen. Man kann auch beim Ultraschall zuschauen und selber einmal schallen. Es werden Darm- und Magenspiegelungen durchgeführt. Gestern hab ich meine erste Aszites-Patientin kennengelernt, sie zwar nicht selbst punktiert aber dafür 4 Liter Flüssigkeit aus ihrem Bauch abgelassen. Naja, Leute bei der Visite abhorchen geht natürlich auch, Blutabnehmen ist sowieso Famulanten-Aufgabe, aber das wars auch schon. Man muss sich alles selbst organisieren, und das Organisierbare ist nicht viel.
Ach, hab ich erwähnt, dass ich zumindest Kittel und Hosen gestellt bekommen habe? Und die Klinik bezahlt ein gigantisches Frühstück (Buffet mit allem drum und dran) sowie ein ebenso tolles Mittagessen? Überhaupt, der Klinik ist ein Kurhaus angeschlossen – ich dachte, ich sehe nicht richtig – Parkettboden, bonzige Rezeption, Stationsgänge auf denen statt Plastikstühlen edle Korbstühle stehen, überall frische Blumen, dezentes Licht – es ist ein Wahnsinn, wieviel mehr Gesundheit und Wohlbefinden sich ein wohlhabender Mensch leisten kann…
So, und jetzt gehts erstmal zum Frühstück!

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Angkor mit obligatorischem Mönch Paar am Hoan Kiem See in Hanoi

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