Nini's Welt

Die Wahrsagerin in der Frauenhöhle

Hola chicos y chicas. Mein Leben startet jetzt wieder eine Stunde später am Morgen – eine christliche Zeit wie ich finde: 8 Uhr. Und unfassbarerweise endet der Tag auch tatsächlich humane 8 Stunden später! Wer hätte das gedacht, dass ich in so ein Schlaraffenland noch einmal würde vorstossen können.
Für diese Woche bin ich in der Poliklinik, dort sind sogar alle nett! Und was mich ausserdem zutiefst erstaunt, ist, dass mein Alptraum in Menschengestalt von jetzt Ex-Stationsärztin auf einmal sogar auch freundlich zu mir ist – muss wohl daran liegen, dass ich jetzt nicht mehr zu den Direkt-Ausgelieferten zähle.
In der Poliklinik passieren allerdings auch Wunder. Heute kam eine Zigeunerin mit Dauerwunde zum Verbandswechsel. Ihr Mann hatte mindestens ein Glasauge. Das weiß ich daher, weil mindestens ein Auge immer in irgendeine andere Richtung als das andere Auge blickte – also muss ein unechtes dabei gewesen sein, oder aber der Mann nimmt irgendwelche interessanten Drogen. Wer weiß das schon. Jedenfalls spielte sich in der Poliklinik zwischen altem und neuem Verband folgendes Gespräch ab:
Ärztin: “So, jetzt muss ich das Pflaster mal abziehen. Tut mir leid – da, wo Haare wachsen, ziepts natürlich besonders.”
Zigeunerin: “Aua, seien Sie doch nicht so grob!”
Rothaarige PJlerin: “Ach, jetzt stellen Sie sich doch nicht so an, haben Sie Kinder?”
Zigeunerin: “Ja autsch, 9 Stück!”
PJlerin: “Na dann haben Sie ja wohl auch schon schlimmere Schmerzen als das bissi Pflastergeziepe ausgehalten, oder?”
Ärztin: “Genau! Ausserdem bin ich nicht grob.”
Zigeunerin: “Doch. Aber der Schmerz vom Kinderkriegen ist ein vergessener Schmerz – merken Sie sich das. Sie kriegen doch auch ein Baby, nicht wahr?”
Ärztin (rot anlaufend): “Wer hat Ihnen das denn erzählt?”
Zigeunerin: “Pah, eine Mutter von 9 Kindern sieht sowas! Stimmt doch?”
Ärztin: “Ja, stimmt. Aber woran Sie das jetzt gemerkt haben, man sieht doch noch gar keinen Bauch…”
Zigeunerin: “Ach was, Sie sehen glücklich aus. So kann nur eine Schwangere aussehen.”
PJlerin: “Vielleicht sollte ich mir auch mal von Ihnen meine Zukunft voraus sagen lassen! Aber nicht, dass Sie mir jetzt auch erzählen wollen, dass ich schwanger bin!”
Zigeunerin: “Nein, sind Sie nicht – aber Sie werden mal eine gute Ärztin, das ist sicher!”

Also die Frau war mir zwar vorher schon sehr sympathisch, aber ab dem Moment fand ich sie so richtig knuffig! Und das allerbeste war, dass die Ärztin dann später zu mir gesagt hat, dass sie auch davon überzeugt ist, dass ich eine gute Ärztin werde. Das ist das erste echte Lob, das ich in 9 Wochen Ranklotzen gehört habe. Beziehungsweise, das erste Lob, das mich wieder richtig motiviert. Und nicht genug damit – später war dann noch unser Oberarzt da – schon gings weiter mit der Loberei.
Ich muss echt sagen – vielleicht gibt es Leute, die eher durch Misserfolge und Kritik als durch Lob und Erfolgserlebnisse zu motivieren sind, aber ich gehöre zu denen mit den Erfolgserlebnis induzierten Motivationsschüben.
Tja, da mein Leben im Moment ja nicht viel mehr kennt als Schlaf, Essen und Klinik empfinde ich einen so erfolgreichen Tag im Bereich Klinik als durchaus berichtenswert.

Dienstag, 24. Oktober 2006, 18:59 Uhr, abgelegt unter Allgemein.

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1 Kommentar

  1. Endlich wieder was zu lesen von dir ;-)
    Siehts Du, dass hab ich dir schon lang gesagt, dass du das wirst!! Bin stolz auf dich….Freu mich bald mal wieder auf Frühstück oder nen kaffee!!

    *gruschel…
    Arne

    Kommentar von Anonymous – 25. Oktober 2006 um 15:00

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