

Huhu zusammen!
Bei mir gibts einiges an Neuem zu berichten. Zum einen habe ich soeben einen Kurztrip nach Berlin gebucht, zum anderen werde ich bald mal wieder umziehen.
Na klar, war ja wieder einmal Zeit. Diesmal aber ziehe ich mit meinem Herzallerliebsten nicht ganz pünktlich zum Valentinstag sondern erst 2 Wochen später in unsere erste gemeinsame Höhle. Die “Höhle” verdient den Namen so auch nicht – es handelt sich mehr um eine große helle Wohnung mit vielen Fenstern (die ich auch leider alle putzen müssen werde) und schönem Parkett. Wir müssen wohl noch einiges streichen und tapezieren, aber diese Bude schlug die anderen Objekte durch vorhandenen Garten, Terasse und sogar Loggia/Wintergarten. Ganz viel Platz – auch Schlafplätze bei Bedarf! Grillparty im Sommer ist also drin! Draußen hat einer “Villa Daheim” draufgepinselt – hoffentlich wirds auch so für uns.
Kaum in der neuen Wohnung geht es auch schon nach Berlin für 4 Tage – sicherlich nur ein Abklatsch von Urlaub, aber in Anbetracht der vergangenen 6 Monate fast ohne einen einzigen freien Tag ist mir ein verlängertes Wochenende mit Jan schon beinahe ein Himmelreich!
Was das restliche Jahr noch bringt, das steht in den Sternen. Ich wühle mich im Moment durch die Aktenberge wie nicht mehr gescheit. Und trotzdem gehts nicht voran – sind halt leider über 400 Ladies. Da ich nicht absehen kann, wie lange der Spaß insgesamt dauern wird, wage ich auch nicht, mein Examen für diesen Herbst zu planen. Lernen ist auch nicht drin im Moment, da ich meistens zwischen 5 und 6 auf Station fertig bin und mich danach ja gleich bis acht, halb neun in der Gyn einschließe.
Also bis jetzt steht der Plan so, dass ich dieses Jahr Doktortitel und nächstes Jahr Examen in Angriff nehme. Dann wäre ich etwa Mai nächsten Jahres endgültig Arzt.
Mal schauen. Jetzt freue ich mich erstmal auf mein neues Heim! Sobald vorzeigbare Bilder vorliegen, werde ich sie natürlich gleich hier zur Schau stellen…
Lange habe ich wiedermal nichts von mir hören lassen. Das hängt damit zusammen, dass ich jetzt auf einer neuen Station bin, die mich ziemlich in Anspruch nimmt. Das ist eigentlich komisch, weil dort viel weniger zu tun ist als in der Gynäkologie, aber trotzdem bin ich täglich über 10 Stunden da. Mein Innere Tertial hat jetzt begonnen, eingeteilt wurden wir ziemlich unkoordiniert. Die Station, die ich erwischt habe, ist eine hämato-onkologische Station. Mit anderen Worte – todkranke Leute – und das nur.
Dazu muss ich sagen, dass ich das Trennen von Beruf und Privatleben ganz gut hinkriege. Ich mache mir meistens keine Gedanken mehr über die Patienten, wenn ich erstmal auf dem Heimweg bin. Das ist sicher auch deshalb so, weil wir erst so spät da raus kommen, dass man dann nur noch ans Heimkommen denkt. Aber trotzdem – jetzt nach einer Woche macht mir das zwar nicht mehr Probleme, das In-der-Klinik-Lassen der Patienten, jedoch bedrückt es einen unterschwellig schon mehr. Ich habe einfach keine Lust hinzugehen, weil ich weiß, was sich mir da für ein trostloses Feld bieten wird. Und jeden Tag sage ich mindestens einmal beim Lesen einer neuen Krankengeschichte “boah, das ist ja hart” – und das Schlimmste daran ist, dass jeden Tag ein neuer Patient kommt, bei dem ich die Geschichte noch schlimmer finde. Jetzt haben wir einen jungen Mann, der genauso alt wie mein Bruder ist. Eigentlich unterscheidet die beiden nichts – und doch unterscheidet sie alles, weil der junge Mann sowas von todkrank ist. Und das ist er auch schon lange! Schlimm. Das Anstrengende an der Station ist ausserdem, dass man durch die ihrem irdischen Erde nahestehenden Menschen ständig gezwungen ist, das eigene Leben neu zu bewerten. Wie wertvoll ist Zeit? Wie wertvoll ist Gesundheit? Ekelhafte Fragen, wenn man ständig gezwungen ist, sich darüber den Kopf zu zerbrechen und am Ende vielleicht sogar feststellen zu müssen, dass man die eigene Zeit nicht bewusst genug nutzt. So auf solche Gedanken gestoßen zu werden ist permanent einfach total anstrengend.
Was auf dieser Station zusätzlich nervt, ist, dass man zwischenzeitlich teilweise 20 Minuten rumsitzt, ohne dass es etwas zu tun gäbe. Der Lernfaktor ist auch nicht wirklich spürbar im Moment. Und trotzdem lassen sie einen nicht früher heim.
Da muss man sich schon manchmal wirklich warme Gedanken machen, um nicht die Nerven zu verlieren. Meine warmen Gedanken gelten im Moment der Weltreise, die ich mit Jan für den nächsten Winter plane. Einmal um die Welt – bis jetzt haben wir Singapur, Tokio oder Hongkong, Bali, Sidney, Auckland, Hawaii, L.A. und New York auf der Liste. Ich kanns kaum erwarten, das alles in trockenen Tüchern zu wissen. Davor steht ja auch noch die erste gemeinsame Wohnung, die allerdings noch nicht gefunden ist. Tja, und dann ist für nächstes Jahr natürlich auch ganz groß das Projekt Doktorarbeit im Kalender eingetragen. Das Examen wird wohl Utopie sein, das lade ich mir lieber für das darauffolgende Frühjahr auf.
Ja, das ist soweit der Stand der Dinge, ihr Leute!
Hola chicos y chicas. Lange war ich verschollen, das liegt natürlich immer an meinen vollen Arbeitstagen. Weil mir der Stress mittlerweile aber schon wieder zu wenig ist, hab ich mir auch bereits die nächste Freizeitvertilgungsstrategie ausgedacht. Durch ein bisschen Glück konnte ich nämlich bei uns in der Klinik beim Osteoporose-Guru eine Doktorarbeit klarmachen, die ganz meinen Vorstellungen entspricht. Ich darf mich in Zukunft in Akten vergraben, bis ich von ihnen träume. Dann darf ich schrecklich viel ordnen, und dann darf ich am liebsten den ganzen Tag telefonieren mit den Leuten, die zu den Akten gehören. Ganz nach meinen Wünschen. Und wenn ich schnell bin, dann schaff ich das vielleicht auch noch im PJ, dann schaff ich es vielleicht auch noch Examen nächstes Jahr zu machen – und dann schaff ichs vielleicht auch, Ende nächsten Jahres Dr. Wetzel zu sein. Widerlich, gell? Ich finds auch zu krass, deshalb halt ich jetzt lieber mal die Bälle flach.
Nächste Woche bin ich erstmal wieder auf der Geburtsstation bei den Babys den süßen und ihren 15jährigen Müttern.
Was soll das sein die Nadel im Schweinebraten? Tja, das werdet ihr euch zurecht fragen. Dabei ist es ganz einfach. Ich bin jetzt in der Diagnostik, das heißt zu uns kommen die Frauen, die zum Beispiel einen Knoten in Ihrer eigenen Brust getastet haben oder bei denen ein verdächtiges Areal per Röntgen aufgefallen ist. Wenn wir dann beispielsweise etwas eigenartigaussehendes im Ultraschall finden, dann stechen wir mit einer Hochgeschwindigkeitsnadel hinein unter Ultraschallsicht und holen auf diese Weise einen kleinen Zylinder Gewebe aus der Brust.
Tja, die meisten kennen Ultraschall nur als Graustufen, auf denen man so gut wie gar nichts erkennen kann. Richtig! Und deshalb muss man auch üben, einen umschriebenen Befund richtig im Gewebe einordnen zu können und dann auch noch zu treffen.
Zu Übungszwecken eignet sich neben einer echten Brust aber auch ein Stück Schweinebraten. Anstatt eines Tumors reicht auch eine Olive und für die Fortgeschrittenen eine Kaper beispielsweise. Ich weiß, Mediziner sind geradezu widerlich abgebrüht.
Jedenfalls versteckt dann einer die Olive bzw. Kaper im Schweinebraten, zieht dem Schweinebraten eine Haut aus Plastiktüte an und macht Ultraschallklibber drauf. Dann kuckt man im Ultraschall nach den Innereien des Schweinebratens. Dann setzt man die Stanze an, pikst rein und schießt die Nadel ab – die ist 100 km/h schnell, der Schweinebraten muss also nicht sehr leiden. Tja, und wenn man dann die Nadel wieder rauszieht, dann sieht der Stanzzylinder bestenfalls grün-rot-grün aus – sofern es sich um eine mit Paprika gefüllte Olive gehandelt hat. Mit der Kaper genauso – dann halt nur grün. Jedenfalls und das durfte ich üben – ich habe einen Schweinebraten gestanzt!
Neben diesem durchaus tollen Ereignis bin ich in der Diagnostik auch für die Nierenultraschalle zuständig. Allerdings bin ich schon froh, wenn auf meinen Ausdrucken nachher irgendwas Nierenähnliches zu sehen ist.
Da gefällts mir jedenfalls – endlich darf ich mal was machen.
Hola chicos y chicas. Mein Leben startet jetzt wieder eine Stunde später am Morgen – eine christliche Zeit wie ich finde: 8 Uhr. Und unfassbarerweise endet der Tag auch tatsächlich humane 8 Stunden später! Wer hätte das gedacht, dass ich in so ein Schlaraffenland noch einmal würde vorstossen können.
Für diese Woche bin ich in der Poliklinik, dort sind sogar alle nett! Und was mich ausserdem zutiefst erstaunt, ist, dass mein Alptraum in Menschengestalt von jetzt Ex-Stationsärztin auf einmal sogar auch freundlich zu mir ist – muss wohl daran liegen, dass ich jetzt nicht mehr zu den Direkt-Ausgelieferten zähle.
In der Poliklinik passieren allerdings auch Wunder. Heute kam eine Zigeunerin mit Dauerwunde zum Verbandswechsel. Ihr Mann hatte mindestens ein Glasauge. Das weiß ich daher, weil mindestens ein Auge immer in irgendeine andere Richtung als das andere Auge blickte – also muss ein unechtes dabei gewesen sein, oder aber der Mann nimmt irgendwelche interessanten Drogen. Wer weiß das schon. Jedenfalls spielte sich in der Poliklinik zwischen altem und neuem Verband folgendes Gespräch ab:
Ärztin: “So, jetzt muss ich das Pflaster mal abziehen. Tut mir leid – da, wo Haare wachsen, ziepts natürlich besonders.”
Zigeunerin: “Aua, seien Sie doch nicht so grob!”
Rothaarige PJlerin: “Ach, jetzt stellen Sie sich doch nicht so an, haben Sie Kinder?”
Zigeunerin: “Ja autsch, 9 Stück!”
PJlerin: “Na dann haben Sie ja wohl auch schon schlimmere Schmerzen als das bissi Pflastergeziepe ausgehalten, oder?”
Ärztin: “Genau! Ausserdem bin ich nicht grob.”
Zigeunerin: “Doch. Aber der Schmerz vom Kinderkriegen ist ein vergessener Schmerz – merken Sie sich das. Sie kriegen doch auch ein Baby, nicht wahr?”
Ärztin (rot anlaufend): “Wer hat Ihnen das denn erzählt?”
Zigeunerin: “Pah, eine Mutter von 9 Kindern sieht sowas! Stimmt doch?”
Ärztin: “Ja, stimmt. Aber woran Sie das jetzt gemerkt haben, man sieht doch noch gar keinen Bauch…”
Zigeunerin: “Ach was, Sie sehen glücklich aus. So kann nur eine Schwangere aussehen.”
PJlerin: “Vielleicht sollte ich mir auch mal von Ihnen meine Zukunft voraus sagen lassen! Aber nicht, dass Sie mir jetzt auch erzählen wollen, dass ich schwanger bin!”
Zigeunerin: “Nein, sind Sie nicht – aber Sie werden mal eine gute Ärztin, das ist sicher!”
Also die Frau war mir zwar vorher schon sehr sympathisch, aber ab dem Moment fand ich sie so richtig knuffig! Und das allerbeste war, dass die Ärztin dann später zu mir gesagt hat, dass sie auch davon überzeugt ist, dass ich eine gute Ärztin werde. Das ist das erste echte Lob, das ich in 9 Wochen Ranklotzen gehört habe. Beziehungsweise, das erste Lob, das mich wieder richtig motiviert. Und nicht genug damit – später war dann noch unser Oberarzt da – schon gings weiter mit der Loberei.
Ich muss echt sagen – vielleicht gibt es Leute, die eher durch Misserfolge und Kritik als durch Lob und Erfolgserlebnisse zu motivieren sind, aber ich gehöre zu denen mit den Erfolgserlebnis induzierten Motivationsschüben.
Tja, da mein Leben im Moment ja nicht viel mehr kennt als Schlaf, Essen und Klinik empfinde ich einen so erfolgreichen Tag im Bereich Klinik als durchaus berichtenswert.
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