

Der heutige Tag stand ganz im nachdenklichen Motto. Ich bin im Moment in ner ganz ganz komischen Stimmung – in einer “ich krempel mein Leben um”-Stimmung irgendwie. Aber ich glaub eigentlich bin ich schon längst dabei.
Bei Spargel, Wein und Kerzenlicht hab ich mit meiner Lieblings-WG grad rausgefunden, dass ich ein Einzelgänger bzw. ein Alpha-Weibchen bin. Und dass es vielleicht einfacher wäre, wenn ich das mal ein bissi mehr akzeptieren würde. Was mich nur daran stört ist meine noch mangelhafte Zweikampf-Bereitschaft. Weil am Wochenende hab ich glaub ich gleich mehrere davon verloren. Einen, weil ich die passenden Waffen irgendwo im Bier verlegt haben muss, und einen anderen, weil es für den Kampf keine passende Waffe gibt. Womit will man sein eigenes Ego auch bekämpfen? Mit welcher Wumme will man den Lauf der Welt stoppen?
Den ersteren Kampf hätte ich durchaus gewinnen müssen – der wäre auch ein blaues Auge wert gewesen dafür, auf was für einen beschissenen Film der mich gebracht hat, nene. Vielleicht hatte der Vollhonk aber sogar recht, und ich gehör echt nicht mehr aufs Land, auf die Wiese, zum easy-living von früher. Ich glaub fast auch, dass ich mal ne längere Pause einlegen muss. Vor allem dort, aber auch hier in Marburg – möglicherweise schadet es mir nicht, wenn ich mich mal ein bisschen zurückziehe und mich um nichts weiter kümmere als um mich selbst. Mir geht im Moment alles so auf die Nerven…selbst das ewige Nachgedenke geht mir auf die Nerven. Ich will einfach mal keinen Anlass haben, über irgendwas nachzudenken. Ich möchte einfach Urlaub vom Denken. Dafür muss ich wenigstens nicht auch noch Koffer packen. Ja, ich glaub-den Urlaub nehm ich mir mal ganz bald…
Grandioserweise muss ich morgen nicht um 8 auf den Lahnbergen sein, was durchaus ein Grund zur Freude ist angesichts dessen, dass ich heute um selbige Zeit aus quälender Langweile während meines Kurses beinahe zum Schachmeister auf meinem Handy aufgestiegen bin. Dafür erwartet mich aber morgen früh eine total tolle Analmanometrie, die aber auf Grund meiner offenbar faszinierenden Fähigkeiten ein Kinderspiel sein wird. Der letzte Patient hat doch tatsächlich am Ende der Prozedur zu mir gesagt: “Ooooch, schon fertig? Schade.” Sowas befremdet. Nun ja.
Ich kann nun doch Urologin werden, habe die Klausur offenbar bestanden, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob das alles so mit rechten Dingen zuging…die sind halt bissi faul die Urologen. Na mir solls recht sein, wenn die keine Lust haben, eine Nach-Nachschreib-Klausur zu konzipieren…nochmal muss ich mich nicht mit Peniskarzinomen beschäftigen.
Das herannahende Wochenende bereite ich selbstverständlich zur Stunde schon vor – vielerlei Schlafutensilien ist natürlich dabei das Hauptaugenmerk gewidmet. Mein Auto wird mit meinen 10000 Decken, Luftmatratzen, Kissen und Schlafsäcken das reinste Himmelbett sein! Und ich werde dort so ungemein gut ratzen, egal wie dolls draussen schifft. Ausserdem will das 1.Mai-Standgas dieses Jahr gut geplant sein, da ich ja Montag morgen – am besten sauber und nicht verlottert – wieder in der Uni antanzen muss. Die Getränkeaufnahme pro Zeiteinheit wird noch genau kalkuliert werden müssen. Die Wahl des passenden Getränkes fällt mir allerdings schwer, denn ich brauche ja erstmal wahrscheinlich eine Niveau-Senkungsbehandlung wenn ich vom Geist der Medizinethik umfangen aus Marburg komme.
Bis Samstag isses noch lang, und um mal meinem allgemeinen Motivationsstatus entsprechend zu sagen: Ich hab keinen Bock mehr. Und das nach 2 Wochen. Liegt vielleicht auch am Wetter – das ist ja wohl absolut inakzeptabel. Am besten leg ich mir für die Maiwiese noch rechtzeitig Gummistiefel zu.
Ich sollte mich ja nicht beschweren – ich bin bis auf eine sich anbahnende Erkältung wohl ganz gesund, noch einigermaßen jung, und das sollte eigentlich zur Zufriedenheit genügen. Naja, aber die Uni kann einem schon echt die Lebensqualität versauen.
Mein Stundenplan hats dieses Semester nämlich echt in sich. Partys haben sich erstmal genauso erledigt wie ständiges Arbeiten. Es sei denn natürlich, ich wäre plötzlich Wonder-Woman, bräuchten keinen Schlaf und könnte an zwei Orten gleichzeitig sein. Vor mir liegen jetzt erstmal mehrere Wochen Nie-Ausschlafens, Klausuren und Full-time-Uni. Gnädigerweise haben die von der Uni ja keine Kurse auf die Feiertage gelegt – allerdings hat sie das Mitleid nicht davon abgehalten, an allen darauffolgenden Morgenden um 8 Uhr zum Unterricht zu bestellen. Fehltermine erübrigen sich auch, da es eigentlich in anbetracht der bald fälligen Klausuren gar keine geben sollte. Dies nun heißt für mich, dass ich meine 1.Mai-Aktivitäten auf einen einzigen popligen Abend zusammenkürzen muss, da ich an selbigem Wochenende ja auch noch samstags in einen Pflichtkurs muss. Äbbelwoifest wird für mich notgedrungener Weise auch recht früh am Abend enden, da ich ja nicht rotzbesoffen am nächsten Morgen um 7 nach Marburg fahren und in einem denkbar verlotterten Zustand Patienten und Professoren schocken sollte. Das Konzert in Frankfurt nächste Woche, das ja immerhin mein Geburtstagsgeschenk ist, wird auch unter dem Stern der Nüchternheit und des früh-wieder-Heimfahrens stehen – wieder aus zuvor genannten Gründen.
Zu all dem kommt noch hinzu, dass ich ja noch die immense Ehre habe, mich um meine Doktorarbeit und um ein Wahlfach zu bemühen. Eigentlich sind aber alle in Frage kommenden Wahlfächer schon voll, und ausserdem ist ja offenbar der Lieblingssatz aller Kliniksekretärinnen “Wahlfach…? Ne, da hab ich keine Ahnung von…wen Sie mal fragen könnten…tja, keine Ahnung.”
Ach, erwähnte ich, dass ich auch irgendwann in den nächsten Tagen meine Urologie Klausur in Form einer mündlichen Prüfung wiederholen soll? Nur dummerweise hat ja keiner irgendeine Ahnung, wann, um wieviel Uhr, durch wen oder ob überhaupt mündlich.
Es ist herzallerliebst. Ausserdem sind einige Leute echt bissi abgedreht im Moment, was mir auch nur aus dem Grund, dass ich zu müde bin um mich aufzuregen, nicht den Schlaf raubt.
Ein Lichtblick wäre also sehr zu begrüßen. Urlaub auch, aber das ist ja eh erst im August zu erwarten – wenn überhaupt. Nein ich bin nicht gefrustet. Das macht nur den Eindruck…
An dieser Stelle sollten sicher einige vor Motivation strotzende Worte zum Semesterstart stehen. Tja, nein. Weil – ich bin ja auch nicht motiviert. Also ich habe vor, mich ins Gelerne zu stürzen um mich von den unschönen Dingen des Lebens weitgehendst abzulenken. Aber motiviert bin ich nicht wirklich. Ich hätte einfach dringend noch mal ein, zwei Wochen echten Urlaub gebraucht. Ein bisschen Batterien aufladen, die jetzt absolut leer sind am Ende dieses Praktikums. Ein bisschen mehr schlafen, ausschlafen – das kann ich ja in Zukunft dann auch nicht mehr.
Das Wochenende wird also heilig bleiben, was meinen Chefs sicher nicht gefallen wird. Aber ich habe wirklich keine Lust, wenn ich die ganze Woche nur am Rumstressen, Frühaufstehen und Murksen bin, dann auch noch am Wochenende in irgendwelchen zeitlichen Zwängen hinter irgendner Theke zu verbringen.
Fazit: Dieses war mit Sicherheit das hinterletzteste Wochenende, was ich jetzt gebraucht hätte. Kätchen an einem Samstagabend daheim – undenkbar. Dabei hätte ich entspanntes, exzessives Weggehen als Ventil so dringend nochmal gebraucht! Ich bin nunmal ein Gesellschaftsmensch, und davon hab ich in den letzten zwei Tagen sehr wenig um nicht zu sagen gar nichts gehabt. Bleibt zu erwähnen, dass ich auch nicht ausschlafen konnte – eigentlich an keinem Tag der letzten Woche. Mittwoch nicht, weil ich frühstücken war mit Arne; Donnerstag nicht, weil ja der Hund rausmusste; Freitag nicht, weil ja da mein Auto um 8 in der Werkstatt sein musste; Samstag nicht, weil ich nicht gelassen wurde; heute nicht, weil ja der Hund rausmusste; ja, und Montag und Dienstag sowieso nicht wegen dem Klinik-Gedöns. Es ist ja vielleicht lächerlich, aber mein Schlaf ist mir immens wichtig, und ich bin kein Frühaufsteher. Hab ich erwähnt, dass ich auch morgen früh nicht annähernd ausschlafen kann? Da wird nämlich anal-manometriert.
So. Scheiss-Wochenende, so gut wie keinerlei Lichtblick in der nächsten Zeit, ich hab grad sowas von Bock mich irgendwo hin abzusetzen – vielleicht Jamaika, Malediven – irgendwohin, wos warm ist und mich keiner kennt. So – einstweilen werd ich später, wenn meine Eltern wieder hier sind, zurück gen Marburg fahren und…Trommelwirbel…nichts tun! Freude.
Nun ist Freitag, und ich habe endlich das elende Praktikum hinter mir. Ich glaub so langsam werd ich wieder normal. Obwohl…am Ende gings direkt – unglaublich, was ein bisschen Organisation durch einen organisierten Menschen ausmachen kann in puncto Arbeitsklima, Motivation und Zeitersparnis.
Dienstag abend war ich noch kurz im Unix, bin von dort aus ins Reits um Jan und seinen Kollegas beim Betrunkensein zuzuschauen. War ganz lustig, wenn man davon absieht, dass ich um 50 Euro gewettet habe, dass ich Jans abartigen zweiten Vornamen rauskriege. Das hab ich noch nicht mal mit allen miesen Tricks geschafft, die man einem rotzbesoffenen Mann zuteil werden lassen kann.
Mittwoch morgen war ich mit Arne frühstücken, was unter anderem wieder den Umzieh-Floh in mein Ohr gesetzt hat. Jetzt bin ich die ganze Zeit schwer am Überlegen, ob ich Bauerbach und eine wunderschöne Wohnung gegen eine nicht ganz so schöne Wohnung in der Stadt tauschen soll…wat solls.
Ansonsten isses hier bei meinen Eltern ja relativ ruhig. Meine Tätigkeiten beschränken sich auf die einer guten Hausfrau: bügeln, waschen, putzen, mit dem Hund spazieren gehen, spülen, abtrocknen und kochen. Sehr interessant.
Bisschen Ruhe ist ja vielleicht auch ganz gut, da ich ja eigentlich lernen sollte, weil meine urologischen Kenntnisse für ein Bestehen der Chirurgie-Klausur offenbar nicht ausreichend waren. Muss ich halt noch mal Pimmel lernen. Und ich hab den miesesten Mist-Stundenplan, den ich jemals hatte. Die nächsten 7 Wochen jeden Tag um 8:30 Uhr Uni bis nachmittags. Wäre ja nicht so schlimm, wenn da nicht diverse Konzerte, Himmelfahrt und 1. Mai bei draufgehen würden. Ich hoffe nur inständig, dass ich da was tüddeln kann…
So, jetzt hol ich mal meine Karre in der Werkstatt ab, bezahl nen Haufen Geld und mach dann gar nix. Adios.
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