Nini's Welt

Der Untergang…

Auf die Gefahr hin, dass es niemanden interessiert – war gerade in “Der Untergang” und bin gelinde gesagt erschüttert. Da es wohl aber nicht viel bringt, über Dinge, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können, Tränchen zu vergiessen und man nicht mehr tun kann, als eine Lehre aus so einem Film mitzunehmen, werde ich hoffentlich nicht heute nacht Alpträume bekommen. Ich hoffe nur wirklich eins – auch wenn das nicht unmittelbar etwas mit diesem Film zu tun hat – ich möchte nie in meinem ganzen Leben gezwungen sein, jemandem mit einem Fuchsschwanz, einer Holzsäge oder mit einem gewöhnlichen Küchenmesser irgendein Stück von seinem Körper abschneiden zu müssen um ihm vielleicht so das Leben zu retten, nur weil eben Krieg ist. Das klingt womöglich sogar pervers, aber ich will wirklich niemals sowas machen müssen – und ich bin gerade echt froh, dass ich in Zeiten leben darf, wo es recht unwahrscheinlich ist, dass ich so etwas jemals tun werde müssen.

Das Wort zur Nacht. Hoffentlich schlaf ich gut.

Von Sägen und Schläuchen Teil 2

So. Jetzt hatte ich gerade eine supi Besprechung, in der wir eigentlich die Operation genannt bekommen sollten, auf die wir uns bis morgen wissenstechnisch vorbereiten müssen. Aber die wollten uns nicht. Wir wären nicht eingeplant, und deshalb sollen wir jetzt wieder gehen. Was ziemlich doof ist, weil wir jetzt anscheinend morgen doch in den OP sollen – und jetzt dann mit einer anderen Gruppe zusammen – also zu 7. Das wird fein. Dann versuche ich gerade etwas über die Operationen, die auf dem OP Plan stehen, herauszufinden – dummerweise gibt es die in den Büchern nicht. Welch ungeheure Freude erfüllt mich also bei dem Gedanken, morgen so früh wieder aufzustehen, um nichts zu wissen und nichts zu lernen. Klasse.

Naja, heute das war ja im Prinzip auch nicht besonders lehrreich. Chef mit Mikroskop-Brille auf dem Kopf kommt in den Saal, als seine Untergebenen schon die Drecksarbeit mit Sternum-Aufsägen und Splatter-Gefäße-Aufschneiden-und-an-Schläuche-Anschließen gemacht haben. Der Chef macht eben nur die Feinarbeit. Der Mann an der Herz-Lungen-Maschine fotzt einen nur an, wenn man fragt, wieviel vom Blutvolumen sich gerade in der Maschine befindet – aber mit dem Anästhesisten Witzchen reißen kann er zwischendurch – deluxe, das sind doch sympathische Menschen vom Feinsten.

Dafür hab ich mein erstes echtes Herz in situ schlagen gesehen – wie das süße kleine Herzöhrchen die ganze Zeit aus dem aufgeschnittenen Herzbeutel hochgefitscht kam – und wieder abgetaucht ist. So putzig. Das arme ist am Ende seines Lebens bestimmt ganz abgescheuert.

Habe ich erwähnt, dass mich vorhin ein Arzt aus dem OP wiedererkannt hat? Ich hab irgendwas zu ihm gesagt, da meinte er “Sind Sie das nicht, die neulich bei der Anästhesie im OP war? Hatten wir uns nicht darüber unterhalten, dass Sie mit Ihrer heiseren rauchigen Stimme durchaus lukrativere Verdienstmöglichkeiten finden könnten?” Ich kommentiere das mal nicht – das ist es also, woran sich Leute erinnern und an was sie gedanklich anknüpfen. Gut, vielleicht merken sie sich dann auch kleine Schnitzer von mir nicht, weil sie sich irgendwelche unlauteren Gedanken um meine Stimme machen…

So, nun les ich noch mal ein paar Zeilen zur guten Prostata – wie man der ihre Tumore am besten aus der Schale schält (ja, ich bin mir der mundartlich verkorksten Grammatik durchaus bewusst) – und dann geb ich mir zur Belohnung Kino heute abend – man gönnt sich ja sonst nix…

Splatter-Action

Mein erster Tag OP-Praktikum. Ich habe mich extra mitten in der Nacht – also um 6 Uhr – aus dem Bett gequält, was ich schon als höchst unangenehme Art einen Tag zu beginnen empfinde. Weil gerade morgends vorm Aufstehen hat das Heia-Bettchen eben die optimale Temperatur.

Nun ja, jedenfalls stand dann heute morgen eine Herzklappen-Rekonstruktion an. Dummerweise befanden sich in dem OP-Saal ausser der Patientin noch 3 Operateure, 3 Anästhesisten, 1 Arzt mit seiner gigantischen Herz-Lungen-Maschine, 1 OP-Schwester am Tisch, eine weitere im Raum, eine Lehrschwester und schließlich die vier Leute meiner Gruppe einschließlich meiner Wenigkeit. Macht, glaube ich, 15 Personen? Nun ja, da das Operationsfeld ja nicht viel größer als das Herz war, blieb zwischen den Anästhesisten und den Operateuren nicht wirklich viel Platz, um irgendwas ausser Tüchern, Klemmen und Schläuchen zu sehen. Die Herz-Lungen-Maschine hat neben den ganzen unberührbaren sterilen Utensilien schon soviel Platz im Raum eingenommen, dass wir uns nur noch auf kleinen Mini-Hockerchen an die Wand quetschen konnten.

Es war ja eigentlich schon interessant, wenn man von dem nicht ganz leckeren Geruch absieht, den ein Laser in Verbindung mit menschlichem Gewebe erzeugt. Das Brustbein muss für die Operation aufgetrennt werden – vor dieser Prozedur wurden wir gefragt, ob wir lieber rausgehen wollen – nicht dass einer auf den OP-Tisch kippt. Ich fands dann aber weniger schlimm, in 2 Sekunden eine Art Sticksäge das Brustbein teilen zu sehen als die ganze Zeit diesen ekligen Geruch nach verbrannte Haare haben zu müssen…

Gleich gehts weiter, muss kurz in einen Kurs…

Fahrlässige Tötung—?

Seit heute morgen um 7 bin ich in Sachen Bildung unterwegs – man mag es kaum glauben! Der Tag war der Anästhesie gewidmet – will heißen: am Morgen 3 Stunden OP – selbstgemachtes Mittagspäuschen – dann 4 Stunden Narkosesimulator. Sollte ich erwähnen, dass ich dem Marvin (unsere liebreizende Puppe, die sich als Zwitter nicht entscheiden kann, ob sie Männchen oder Weibchen ist) sein Opiat überdosiert habe und er dann nicht mehr atmen wollte?

Ich finde das ja selbst unverantwortlich, uns an eine leblose Puppe dranzulassen! Was für eine Panik hätte ich erst bei einem echten Menschen entwickelt?! Heilloses Chaos – ich schwörs. Wir sind als allererste Gruppe, die das überhaupt jemals machen musste, sowas von abgeschmiert. Wir sind über Schläuche gestolpert, wussten nicht, welches Ventil man wo aufdrehen muss, haben die Medikamente nicht dosiert gekriegt…ein Wunder überhaupt, dass ich den Tubus reingekriegt und das EKG richtig angeschlossen hab! Ein Riesen-Skandal! Und nicht auszudenken, wenn ich den Marvin jetzt umgebracht hätte! Naja…morgen ist Prüfung und ich hoffe mal, dass ich dann alles zusammenkriege.

Ventil zu beim Test, auf beim Präoxygenieren, auf beim Bebeuteln und zu beim Beatmen…Eieiei. Das gibt was.

Mein Wochenende war hart und gemein. Sehnlichst herbeigesehnter Spontan-Besuch von 5 betrunkenen Kerlen, die zum Glück auch alle irgendwie in meine Bude gepasst habe – man beachte: irgendwie. Unglaublich was diese lieblichen Geschöpfe so ausdünsten können. Und wie schnell die doch müde sind, als ob sie seit Nächten nicht richtig geschlafen und nur gesoffen hätten…;-) Ich hoffe jedenfalls auf einen weiteren Besuch, der dann vielleicht auch in die chilligeren Ecken Marburgs führen sollte. Und Schloss-Session mit BobbyCar-Abfahrt muss natürlich auch gehen.

So, jetzt kann ich mich gerade nicht dazu durchringen, das dringend Notwendige zu verrichten – nämlich zur Stählung meines Körpers aufzubrechen. Hunger hätte ich dann auch wieder. Aber lesen müsste ich auch noch bisschen was. Fragen über Fragen.

Blitzschlag erwünscht

Hola. Sitze hier in der Bib und schaffe es hoffentlich endlich, von diesen vorsintflutlichen Rechnern mal hier was zu posten. Wenigstens haben wir Flachbildschirme. Nun ja.

Wie auch immer – gestern abend hatten wir ein gemütliches Zusammentreffen bei Matti mit Popcorn, Chips, Wein…und dem Film Fahrenheit 9/11. Und auf die Gefahr hin, dass ich hier für die Mega-Memme gehalten werde – ich hatte stellenweise echt Tränchen in den Augen.

Ich konnte es irgendwann überhaupt nicht mehr fassen, auf welche Erkenntnisse man Minute für Minute geführt wurde – mit welcher Kaltblütigkeit Menschen über Leichen gehen für Macht und Geld. Arme Schweine auf “Feindesseite” – falls man kleine Kinder, Bauern und von mir aus sogar bewaffnete Soldaten, die trotzdem niemals von sich aus das amerikanische Volk angegriffen haben, als Feinde bezeichnen kann – falls man tote Babys mit dem Begriff “Feind” bezeichnen will. Arme Schweine auf amerikanischer Seite – Soldaten mit vollzogener Gehirnwäsche, die in einer Art Blutrausch nicht erkennen können, dass ihr leibhaftiger Dienst am Vaterland nicht im Sinne der Freiheit und Gerechtigkeit steht sondern im Zeichen von Macht und Geld.

Ich wünsche mir wirklich, dass einmal, wenn von Bush und seinen Hintermännern, Drahtziehern und überhaupt allen skrupellosen Menschen der Welt wieder ein Unrecht begangen wird, ein Blitz auf sie niederfahren möge, der mal den vielen Toten zur Gerechtigkeit verhilft.

Jawohl. Ich reg mich immer noch auf. Muss umgehend lernen, sonst beruhige ich mich nicht mehr. Wahrscheinlich wird der Drecksack sogar wiedergewählt.

Bilder

Paar am Hoan Kiem See in Hanoi Ein Tempel in Saigon

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