Nini's Welt

Intensivweibchen

Halleluja! Auch wenn ich weiterhin beinahezu progredient unwissend bin, lerne ich hier echt mal Dinge, die an die Substanz gehen.
Gestern ist nämlich (bereits an Tag 4) der Supergau passiert – so ein armer Mensch hat den Geist aufgegeben, bzw. sein Herz, und wir mussten ihn natürlich reanimieren. Das erste Mal Herz-Druck-Massage an einem echten Menschen, das erste Mal einen echten Menschen bebeuteln, wos dann auch nicht egal ist, ob man nun Sauerstoff reinkriegt oder nicht. Ich muss sagen – es hat mich adrenalintechnisch erstaunlich wenig beeindruckt. Keine Aufregung, kein Herzklopfen – ich bin echt überrascht gewesen. Vielleicht ist das nochmal was anderes, wenn es etwas unerwarteter als bei diesem speziellen Patienten zur Reanimation kommt.
Jedenfalls im Nachhinein fand ich das ganze sehr beeindruckend – wenn man dabei ist, wie das Leben unaufhaltsam aus so einem Körper entweicht, die Haut langsam kalt wird – das gibt einem dann schon zu denken. Wenn man den Tod so beobachtet, wie ein Voyeur, das ist schon eine einschneidende Erfahrung.
Hier lerne ich echt endlich mal Sachen, die ich als Arzt gebrauchen kann.

Und….ZZZZZZzzzzzing!

Huhu! Nunmehr hat man mich auf die Intensivstation geschickt, und ich muss sagen – auch wenn ich das Gefühl aufs Neue kennenlerne, rein gar nichts zu wissen – irgendwie isses da toll. Auf der einen Seite weiß ich halt gar nix und das frustriert, auf der anderen Seite lern ich da zum ersten Mal was Sinnvolles. Gestern durfte ich sogar krass elektroschocken. Klasse, was? Der Mensch war zwar nicht tot, aber der Rythmus wollte nicht, und da hat mir der Oberarzt die Defibrillier-Dinger in die Hand gedrückt. Ich hab gesagt “na gut” und los gings. Tragischerweise fand ichs noch nicht mal richtig aufregend. Aber schön irgendwie. Vielleicht bin ich ja in Wirklichkeit ein ungeschliffener Notfall-Diamant. Mal sehen. Jedenfalls steck ich hier bei mir daheim in den Umzugskartons buchstäblich fest. Hier stapelts sich nur so, ich weiß schon gar nicht mehr, wo ich den Kram noch hinstellen soll. In 2 Wochen gehts los. Und bis dahin ist ja auch noch Fasching, also muss schnellstens gepackt und gestapelt werden. Nicht böse sein, wenn von mir nichts zu hören ist. Doktorarbeit muss ich ja leider auch noch machen nebenbei.
Juhu. Aber ich wohn bald ganz spießig auf dem Land in einer Lebensgemeinschaft – das mir! Fantastisch!

Neues Jahr, haha

Huhu zusammen!
Bei mir gibts einiges an Neuem zu berichten. Zum einen habe ich soeben einen Kurztrip nach Berlin gebucht, zum anderen werde ich bald mal wieder umziehen.
Na klar, war ja wieder einmal Zeit. Diesmal aber ziehe ich mit meinem Herzallerliebsten nicht ganz pünktlich zum Valentinstag sondern erst 2 Wochen später in unsere erste gemeinsame Höhle. Die “Höhle” verdient den Namen so auch nicht – es handelt sich mehr um eine große helle Wohnung mit vielen Fenstern (die ich auch leider alle putzen müssen werde) und schönem Parkett. Wir müssen wohl noch einiges streichen und tapezieren, aber diese Bude schlug die anderen Objekte durch vorhandenen Garten, Terasse und sogar Loggia/Wintergarten. Ganz viel Platz – auch Schlafplätze bei Bedarf! Grillparty im Sommer ist also drin! Draußen hat einer “Villa Daheim” draufgepinselt – hoffentlich wirds auch so für uns.
Kaum in der neuen Wohnung geht es auch schon nach Berlin für 4 Tage – sicherlich nur ein Abklatsch von Urlaub, aber in Anbetracht der vergangenen 6 Monate fast ohne einen einzigen freien Tag ist mir ein verlängertes Wochenende mit Jan schon beinahe ein Himmelreich!
Was das restliche Jahr noch bringt, das steht in den Sternen. Ich wühle mich im Moment durch die Aktenberge wie nicht mehr gescheit. Und trotzdem gehts nicht voran – sind halt leider über 400 Ladies. Da ich nicht absehen kann, wie lange der Spaß insgesamt dauern wird, wage ich auch nicht, mein Examen für diesen Herbst zu planen. Lernen ist auch nicht drin im Moment, da ich meistens zwischen 5 und 6 auf Station fertig bin und mich danach ja gleich bis acht, halb neun in der Gyn einschließe.
Also bis jetzt steht der Plan so, dass ich dieses Jahr Doktortitel und nächstes Jahr Examen in Angriff nehme. Dann wäre ich etwa Mai nächsten Jahres endgültig Arzt.
Mal schauen. Jetzt freue ich mich erstmal auf mein neues Heim! Sobald vorzeigbare Bilder vorliegen, werde ich sie natürlich gleich hier zur Schau stellen…

Bittere Pillen täglich bitte

Lange habe ich wiedermal nichts von mir hören lassen. Das hängt damit zusammen, dass ich jetzt auf einer neuen Station bin, die mich ziemlich in Anspruch nimmt. Das ist eigentlich komisch, weil dort viel weniger zu tun ist als in der Gynäkologie, aber trotzdem bin ich täglich über 10 Stunden da. Mein Innere Tertial hat jetzt begonnen, eingeteilt wurden wir ziemlich unkoordiniert. Die Station, die ich erwischt habe, ist eine hämato-onkologische Station. Mit anderen Worte – todkranke Leute – und das nur.
Dazu muss ich sagen, dass ich das Trennen von Beruf und Privatleben ganz gut hinkriege. Ich mache mir meistens keine Gedanken mehr über die Patienten, wenn ich erstmal auf dem Heimweg bin. Das ist sicher auch deshalb so, weil wir erst so spät da raus kommen, dass man dann nur noch ans Heimkommen denkt. Aber trotzdem – jetzt nach einer Woche macht mir das zwar nicht mehr Probleme, das In-der-Klinik-Lassen der Patienten, jedoch bedrückt es einen unterschwellig schon mehr. Ich habe einfach keine Lust hinzugehen, weil ich weiß, was sich mir da für ein trostloses Feld bieten wird. Und jeden Tag sage ich mindestens einmal beim Lesen einer neuen Krankengeschichte “boah, das ist ja hart” – und das Schlimmste daran ist, dass jeden Tag ein neuer Patient kommt, bei dem ich die Geschichte noch schlimmer finde. Jetzt haben wir einen jungen Mann, der genauso alt wie mein Bruder ist. Eigentlich unterscheidet die beiden nichts – und doch unterscheidet sie alles, weil der junge Mann sowas von todkrank ist. Und das ist er auch schon lange! Schlimm. Das Anstrengende an der Station ist ausserdem, dass man durch die ihrem irdischen Erde nahestehenden Menschen ständig gezwungen ist, das eigene Leben neu zu bewerten. Wie wertvoll ist Zeit? Wie wertvoll ist Gesundheit? Ekelhafte Fragen, wenn man ständig gezwungen ist, sich darüber den Kopf zu zerbrechen und am Ende vielleicht sogar feststellen zu müssen, dass man die eigene Zeit nicht bewusst genug nutzt. So auf solche Gedanken gestoßen zu werden ist permanent einfach total anstrengend.
Was auf dieser Station zusätzlich nervt, ist, dass man zwischenzeitlich teilweise 20 Minuten rumsitzt, ohne dass es etwas zu tun gäbe. Der Lernfaktor ist auch nicht wirklich spürbar im Moment. Und trotzdem lassen sie einen nicht früher heim.
Da muss man sich schon manchmal wirklich warme Gedanken machen, um nicht die Nerven zu verlieren. Meine warmen Gedanken gelten im Moment der Weltreise, die ich mit Jan für den nächsten Winter plane. Einmal um die Welt – bis jetzt haben wir Singapur, Tokio oder Hongkong, Bali, Sidney, Auckland, Hawaii, L.A. und New York auf der Liste. Ich kanns kaum erwarten, das alles in trockenen Tüchern zu wissen. Davor steht ja auch noch die erste gemeinsame Wohnung, die allerdings noch nicht gefunden ist. Tja, und dann ist für nächstes Jahr natürlich auch ganz groß das Projekt Doktorarbeit im Kalender eingetragen. Das Examen wird wohl Utopie sein, das lade ich mir lieber für das darauffolgende Frühjahr auf.
Ja, das ist soweit der Stand der Dinge, ihr Leute!

Thank god, I`m going to be a doctor!

Hola chicos y chicas. Lange war ich verschollen, das liegt natürlich immer an meinen vollen Arbeitstagen. Weil mir der Stress mittlerweile aber schon wieder zu wenig ist, hab ich mir auch bereits die nächste Freizeitvertilgungsstrategie ausgedacht. Durch ein bisschen Glück konnte ich nämlich bei uns in der Klinik beim Osteoporose-Guru eine Doktorarbeit klarmachen, die ganz meinen Vorstellungen entspricht. Ich darf mich in Zukunft in Akten vergraben, bis ich von ihnen träume. Dann darf ich schrecklich viel ordnen, und dann darf ich am liebsten den ganzen Tag telefonieren mit den Leuten, die zu den Akten gehören. Ganz nach meinen Wünschen. Und wenn ich schnell bin, dann schaff ich das vielleicht auch noch im PJ, dann schaff ich es vielleicht auch noch Examen nächstes Jahr zu machen – und dann schaff ichs vielleicht auch, Ende nächsten Jahres Dr. Wetzel zu sein. Widerlich, gell? Ich finds auch zu krass, deshalb halt ich jetzt lieber mal die Bälle flach.
Nächste Woche bin ich erstmal wieder auf der Geburtsstation bei den Babys den süßen und ihren 15jährigen Müttern.

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Spielplatz in Nha trang Morgensonne in Angkor

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